Kirchspielsarchiv Viöl
Dr. Kurt Peter Archiv im Kirchspiel Viöl
Über 12 Jahre befand sich der Archivraum der ehemaligen Arbeitsgemeinschaft Chronik Kirchspiel Viöl e.V., in den Kellerräumen der Amtsverwaltung Viöl.
Der Raum wurde im Frühjahr 1997 nach dem Tode des Chronisten Dr. Kurt Peter, Behrendorf, von der Amtsverwaltung für das gesammelte Archivmaterial zur Verfügung gestellt. Die alte AG, die auf Initiative von Dr. Kurt Peter am 22. März 1986 mit 21 Mitgliedern gegründet worden war, wurde auf der Mitgliederversammlung am 12. April 2006 aufgelöst. Heinrich Schmidt ( Hein Möhlmann ) kümmerte sich, so gut er es aus gesundheitlichen Gründen noch konnte, bis zuletzt um den wertvollen Bestand. Die Fortführung der Archiv- und Chronikarbeit im Kirchspiel Viöl lag ihm bis zu seinem Tode im November 2009 sehr am Herzen.
Der Keller in der Amtsverwaltung erwies sich nun aber nur als Zwischenlösung. Das feuchtkalte Klima hinterließ seine ersten negativen Spuren an den Schriftstücken und Dokumenten. Als aber auch die Amtsverwaltung weiteren Raumbedarf anmeldete, musste nun zur weiteren und sachgerechten Aufbewahrung ein neuer Platz für das Chronikmaterial gefunden werden.
Die Gemeinde Viöl bot hierfür einen Raum in der Diakoniestation Viöl, Schwalbenweg an.
So wurden noch 2009 insgesamt 42 Umzugskartons mit Büchern, Akten, Urkunden, Schriftrollen, Protokollen, Aufzeichnungen, Bildern und Dia´s gepackt und an den neuen Aufbewahrungsort verbracht.
Diese ersten Arbeiten wurden durch Dieter Petersen, Hans-Heinrich Carstensen und Heinrich Jensen geleistet. Im Kellerraum des Amtes wurde auch der alte PC des verstorbenen Dr. Kurt Peter vorgefunden. Der mittlerweile technisch völlig veraltete Rechner ( 286er ) hatte natürlich auch durch das dortige Herumstehen seinen Schaden genommen und war nicht mehr betriebsbereit.
Die von Heinrich Jensen ausgebaute Festplatte und vom Viöler Elektriker Dieter Jensen dann gesicherten Daten brachten aber wahre Schätze zu Tage. So fanden sich in einer Genealogie ( Ahnenforschungsprogramm ) über 27.400 Personendaten von ca. 9.000 Familien aus dem Kirchspiel Viöl. Mit Hilfe des früheren Programmentwicklers aus Leopoldshöhe bei Detmold, Herrn Knoll, gelang es, die vorhandenen Personendaten so aufzuarbeiten, dass sie nun wieder mit aktuellen Programmversionen auf neuen Rechnern abrufbar sind und das eine Fortführung der sehr aufwendigen Sammlung möglich ist.
Weiter konnten viele von Dr. Kurt Peter verfasste Texte - nicht zu beschreibende Schätze - Forschungsergebnisse und Unterlagen über das alte Kirchspiel Viöl vorgefunden und für die Nachwelt gesichert werden. Es ist nichts verloren gegangen!
Seit Herbst 2009 hat sich nun eine Gruppe zusammen gefunden, die sich 14-tägig im neuen Archivraum trifft und dort mit dem Sichten und Einordnen des Materials beschäftigt ist. Dieses sind Dieter Petersen ( Viöl ), Hans-Heinrich Carstensen ( Boxlund ), Hans-Peter Jacobsen ( Immenstedt ), Ralf-Jens Schütt ( Sollwitt ) und Heinrich Jensen ( Viöl ).
Die Arbeitsgruppe (AG) hat sich den Namen
„ Dr. Kurt Peter Archiv im Kirchspiel Viöl “
gegeben, zu Ehren des verstorbenen fleißigen Chronisten, dem man es einfach schuldig ist, die von ihm geleistete aufwendige Arbeit zu würdigen, zu bewahren und fort zu führen. Aber auch im Sinne von Heinrich Schmidt wird diese Arbeit fortgeführt. Durch die Kinder von Heinrich Schmidt wurde der Archiv-Arbeitsgemeinschaft interessantes und wertvolles Dokumentationsmaterial aus dem Nachlass übergeben. Dafür an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank!
Die Archiv-AG hat sich zum Ziel gesetzt, das hochinteressante Material zur gegebenen Zeit zu veröffentlichen.
Ob dieses nun in Form einer kompakten Kirchspiels- bzw. Dorfchronik oder in „nach und nach“ erscheinenden Schriftreihen geschieht, steht noch nicht fest. Die Arbeitsgemeinschaft „Dr. Kurt Peter Archiv im Kirchspiel Viöl“ bittet hiermit nochmals alle Bewohner des Kirchspiels Viöl um Unterstützung ihrer Arbeit.
Liebe Leser !
Finden sich alte Dokumente, Bücher, Bilder oder sonstige Schriftstücke, wie
z. B. alte Tagebücher, in einem Haushalt oder in einem Nachlass an, so bitten
wir darum, dieses Material der Arbeitsgemeinschaft zur Auswertung leihweise
zur Verfügung zu stellen oder zur Archivierung zu überlassen.
Erreichbarkeit für Nachfragen oder Mitteilungen :
Per E-Mail:
oder per Post :
Kirchspielsarchiv
Lerchenstr. 4
25884 Viöl
Termine und Veranstaltungen vom Heimatverein Schleswigsche Geest e.V. finden Sie unter dem Menüpunkt Termine:
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Chronisten
Beitrag in den Husumer Nachrichten vom 10.01.1997 von Tilla Lorenzen
Zum Tod von Dr. Kurt Peter: Engagierter Chronist Behrendorf ( tl )
Gestern wurde Dr. Kurt Peter zu Grabe getragen. 76jährig ist er gestorben und hinterläßt nicht nur in seiner Familie eine große Lücke. 1973 bürgerte die Familie Peter in Behrendorf ein. Nach- dem er seine eigene Praxis in Hamburg aufgegeben hatte, arbeite Dr. Peter bis zu seiner Pensionierung als Bundeswehrarzt in Schleswig. Von Anbeginnn interes- sierte sich der Neu - Behrendorfer für die Menschen in seiner Umgebung. Nach seiner Pensionierung widmete er sich mit ganzer Kraft der Chronistenarbeit. 8000 Familien des Kirchspiels Viöl hat er zurückgehend bis zum 30 jährigen Krieg ausfindig gemacht. Von dem was Dr. Kurt Peter seiner Nachwelt hinterläßt, werden noch Generationen profitieren. Umsichtig wie er war. wurden alle seine Erkenntnisse gespeichert. 1994 erschien die Behrendorfer Chronik. Sein großes Ziel, die Kirchspielschronik herauszu- bringen, konnte er nicht mehr erreichen. Dr. Kurt Peter setzte sich auch in anderen Bereichen für die Bürger ein. So war er acht Jahre Mitglied der Gemeindevertre-tung. Bis 1996 führte er 18 Jahre lang die Geschicke des Fremdenverkehrsvereins Viöl und war treibend Kraft bei der Gründung des Fördervereins der Viöler Schule. Auch hier bekleidete er acht Jahre lang das Amt des Vorsitzenden. Als sich 1975 der DRK-Ortsverein Behrendorf-Bondelum gründete. gehörte der Arzt dem Vorstand an und war auch Geburtshelfer der wenig später gegründeten San - Bereitschaft. Dr. Kurt Peter war sowohl in der Vorstandsarbeit des Ortsvereines als auch in der SanBereitschaft stets aktiv tätig, von 1983 bis 1987 als Vorsitzender. Dr. Kurt Peter war immer ein stiller, aber zäher Vertreter seiner Anliegen.
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Nachruf im JahrbuchHeimatverein Schleswigsche Geest, 46. Jahrgang 1998,
Seite 179/180
von Albert Panten, Niebüll
Dr. Kurt Peter, Behrendorf 21.04.1920 – 5.01.1997
Mitten im reichsten Schaffen, Forschen und Sammeln hat der Tod dem unermüdlich wirkenden Chronisten des Kirchspiels Viöl, Dr. Kurt Peter, die Feder aus der Hand gerissen. 1920 in Hamburg geboren, legte er 1938 die Reifeprüfung ab und wurde nach Absolvieren des Arbeitsdienstes zum Wehrdienst einberufen, machte Polen-, Frankreich- und Rußlandfeldzüge mit. Nach der Entlassung begann er mit dem Studium der Medizin in Hamburg und Würzburg und wurde 1948 als Arzt bestallt. Bis 1951 konnte die Promotion abgeschlossen werden. 1954 übernahm Dr. Peter eine Praxis in Hamburg-Moorfleet. Seit 1944 in l. Ehe verheiratet, faßte er hier schnell Fuß und begann schon bald an der Geschichte seines Wohnortes Interesse zu finden; hier bildete sich sein Talent im Auffinden von Quellen. Seine umfangreiche Sammlung wurde 1962 ein Raub der Fluten während der großen Sturmflut, die besonders Hamburg heimsuchte. Diesem Unglück folgte der Tod seiner Frau, doch fand Dr. Peter 1965 seine aus Behrendorf stammende 2. Frau, die ihm im Laufe der Zeit zwei Söhne und eine Tochter schenkte. Aus der l. Ehe war bereits eine Tochter vorhanden. 1971 erbauten sich die Eheleute ein neues Heim in Behrendorf, zwei Jahre später gab Dr. Peter aus gesundheitlichen Gründen seine Praxis auf und fand eine Tätigkeit im Kreiswehrersatzamt Schleswig, 1985 ging er in den Ruhestand.
Kaum in Behrendorf Fuß gefaßt, begann Dr. Peter eifriges Sammeln zur Dorfgeschichte, weitete seine Tätigkeit bald auf das ganze Kirchspiel aus. Bilder und Dokumente wurden gesucht, gefunden und als Kopie archiviert. Ein reiches Erbe konnte aufgespürt werden; in vielen Häusern war altes Material zur Hofgeschichte vorhanden. Weiteres spürte Dr. Peter in den Archiven in Schleswig, Husum und Kopenhagen auf. Das Pastoratsarchiv enthüllte ihm seine Schätze, die Kirchenbücher wurden verkartet. Feste Grundlagen zu schaffen, aus Vermutungen Tatsachen zu machen, war Dr. Peters Devise, Sentimentalität allein reichte ihm nicht. Auch sonst bereicherte er das Gemeinde-leben; so gründete er die DRK-Bereitschaft Behrendorf - Bondelum, war Elternbeiratsvorsitzender, Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins Obere Arlau und aktiv im Blutspende Team Lütjensee-Schleswig.
Schon bald fand Dr. Peter den Weg zu unserm Heimatverein, besonders aber zur AG Dorfge-schichte. Seine ersten Ergebnisse veröffentlichte er in unserem Jahrbuch:
28. Jg. 1980 Anfänge, Entwicklung und Ende des Schulwesens in Behrendorf
29. Jg. 1981 Hausnamen im Kirchspiel Viöl am Beispiel der Gemeinde Behrendorf .
30. Jg. 1982 Orts- und Flurnamen im Kirchspiel Viol
33. Jg. 1985 Verkartung im Kirchspiel Viöl
38. Jg. 1990 Gildebuch des Kirchspiels Viöl von 1661
Es war Dr. Peters erklärtes Ziel, die heimatkundliche Arbeit auf der Basis des Kirchspiels durch-zuführen; so gelang ihm die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft, die bereits 1987 einen Bildband „Das Kirchspiel Viöl in Bildern aus vergangenen Tagen" herausgeben konnte, doch zeigte sich im Laufe der Zeit, daß das Kirchspiel als einigendes Band nicht mehr funktionierte, so daß die auf örtlicher Ebene arbeitenden Gruppen ein Eigenleben vorzogen, Dr. Peter aber stets immer das Ganze im Auge hatte. So konzentrierte er sich auf die neue Heimat Behrendorf. 1994 erschien dann aus seiner Feder die Chronik des Geestdorfes Behrendort. Bei seiner energischen Arbeit war es Dr Peter vergönnt, stets Mitarbeiter zu finden, die ihm zur Seite standen. Es ist zu hoffen, daß eine große und hervorragende, mit vielen Bildern versehene Arbeit über die Viöler Kirche in Kürze veröffentlicht werden kann. Neben dem viele Zentner umfassenden Archiv, daß seine Hinterbliebenen der Gemeinde Viöl zur Verwahrung übergaben, würde dieses Werk das Andenken an Dr. Kurt Peter lebendig erhalten. Die, die ihn gekannt haben, werden ihn nicht vergessen.
Hans Heinrich Schmidt
geb. am 25.08.1922 in Viölfeld
gest. am 23.11.2009 in Viöl
Die letzte Zeit seines Lebens lebte Heinrich Schmidt in der Seniorenwohnanlage „Landhuus Viöl“.
Hier schrieb er selbst seine Kurzbiografie, die nachfolgend wiedergegeben wird:
Unser Bewohner Herr Heinrich Schmidt erzählt:
Bei „Möllmanns" in Viöl bin ich am 25.August 1922 geboren worden. Mein Vater war von Beruf Landwirt, und meine Mutter versorgte Haus, Hof und die drei Kinder. Ich wuchs zusammen mit einem Bruder und einer Schwester auf dem eigenen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb auf.
Nach der Schulzeit 1938 machte ich für 3 Jahre eine Lehre zum Bankkaufmann in Husum. Dort bewohnte ich ein Zimmer und pendelte aber immer wieder gerne zwischen Husum und Viöl hin und her. Nach meiner Ausbildung wurde ich Soldat und war einige Jahre aktiv an der Westfront. Danach folgten drei Jahre amerikanische und englische Kriegsgefangenschaft. In England angekommen wurden wir in Lagern untergebracht und verrichteten viele unterschiedliche Arbeiten, u. a. auf dem Feld, an der Straße oder im Steinbruch. Wir wurden von den Engländern gut behandelt, das muss ich rückblickend sagen.
Zurück in meinem Heimatdorf war ich beruflich ganz entwurzelt. Ich bemühte mich vergebens bei der ansässigen Sparkasse um Arbeit: „Alles besetzt", wurde mir dort gesagt. Da mein Bruder im Krieg gefallen war, arbeitete ich vorübergehend auf dem Betrieb meiner Eltern mit.
1952 heiratete ich meine Frau Margarethe und wir bekamen 7 Kinder: die ersten fünf waren Jungs, dann kam das ersehnte Mädchen und dann wurde uns noch ein Junge geboren. In der Landwirtschaft lief es nicht so gut und ich musste mich beruflich umorientieren. Mit ganz viel Glück bekam ich eine Anstellung beim Husumer Finanzamt. Zwanzig Jahre lang - bis zum Eintritt in den Ruhestand - habe ich dort gearbeitet.
Im Dorfleben waren wir voll integriert; wir feierten viele Feste, nahmen am Schützenfest oder am Ringreiten teil. Die Mitarbeit im Gemeinderat sowie meine aktive Zeit in der Freiwilligen Feuerwehr Viöl haben mir immer viel Spaß gemacht.
Von 1957 bis 1966 war ich sogar Wehrführer.
Das Schönste für mich war das Musikmachen! Ich spielte die Tuba im Viöler Feuerwehr-Musikzug. Anlässlich meines 80. Geburtstages richteten sie für mich eine Feier aus. Das hat mich sehr gefreut und ich denke gerne daran zurück.
In der „Arbeitsgemeinschaft Chronik" war ich lange aktiv. Ich arbeitete an der Behrendorfer und Viöler Chronik sowie an der Viöler Kirchenchronik. Viele Stunden verbrachten wir inmitten alter Aufzeichnungen und schrieben unsere Texte.
Ich als Ur-Viöler konnte viel dazu beitragen!
Veröffentlichungen
Seit Januar 2011 veröffentlicht die Archiv-Arbeitsgruppe unter dem obenstehenden Logo in dem alle 1 ½ Monate erscheinenden Heft „Amt Viöl aktuell“ interessante Beiträge aus dem Archiv.